Januar 2003



15.01.2003 Wir sind in AFRIKA

    Ueberstuerzt, aber puenktlich zu Nikes Geburtstag am 12. laufen wir in Tunis ein. Nicht ohne vorher in Lyon eingeschneit zu sein. Lasse gehts praechtig, gerade schlaeft er vor der Tuer im Laster.

    Wir sind an der Kueste bei angenehmen 15 Grad. Im Uebrigen quaelt mich die amerikanisch-arabische Tastatur, mehr in Kuerze auf Radio Africa!
    ZOPFI und das RatPack


23.01.2003 Radio Africa oder doch eher die vier Jahreszeiten?

    Das Wasser steht bis ueber die Achse und der MAG schiebt eine maechtige Bugwelle vor sich her. Gestern sind wir hier noch einen Betondamm entlanggehoppelt. Das ist Africa!

    In Lyon geschlossene Schneedecke auf der vierspurigen Autobahn. Das war Europa. Mehr? In Avignon, im Herzen der Provence, ein eisiger Wind. Windchill ist, wenn du dir beim Pinkeln den P... abfrierst. Windstaerke, wenn 7 Tonnen Alteisen schaukeln wie ein alter Fischkutter. Und die Heizung laeuft durch.


    Und jetzt, wie soll ich es sagen? Ich geh mal lieber in den Schatten. Umgeben von schroffen Tafelbergen stehen wir schon den 2. Tag in einer einsamen Steinwueste. Stellt euch vor, John Wayne macht nach 3 Tagen einsamen Rittes sein Feuerchen und luemmelt sich auf seine Satteltaschen. Etwa genau so. In 3 Stunden werden wir in den ersten Wuestenoasen sein, vorher noch einmal das Chott El Jerid durchfahren. Brutal ebene Salzwueste. Ausser Luftspiegelungen und Salz auf der Haut gibts nur noch das eine, grosse Asphaltband. Immerhin.


    Ab und an finden wir wilde, eigentlich sinnlose Pisten, die nur von der gerade durchgezogenen Telefonica DAKAR stammen koennen. Verwegen, mit dem MAG muessen wir uns an solche Extremitaeten erst noch herantasten. Die ersten OffRoadfahrten sind vielversprechend. 7,5 l Hubraum, Untersetzung und Allrad sind ein guter Anfang. Nur die Lenkkraefte bei der Canyonfahrt in trockenen Abflussrinnen - da muss ich wohl noch ein bischen Spinat essen. Oder die Nike, weil gleich geht es mit der Lasterfahrschule los.

    Lasse nich, der pooft lieber, sobald der V6 losgrummelt. Aber nur auf dem gefederten Koenigs-Beifahrersitz. Da hat Nike kaum eine Schnitte. Ansonsten ist er ziemlich gut drauf, gibt uns immer mal die Ruhe zurueck, wenn es unuebersichtlich wird. Und faengt an zu labern. Paprika, Orange und - Anne. Da wird sich jemand freuen. Gerade war der Ziegenhirte da, der nun seine etwas versprengte Herde wieder einsammeln muss.

    Bis demnaechst auf Radio SAHARA! ZOPFI


24.01.2003 Glaenzende Kinderaugen in der Morgensonne

    Das Ende des Sandkastens ist auf eigenen Fuessen nicht zu erreichen und Papa hat die edle Alu - Kevlar Sandschaufel zum buddeln herausgerueckt. Auf dem grossen Spaten kann man sogar ueber die Huegel surfen, wenn sich jemand zum ziehen findet. Das alles auf einem Pistenstueck zwischen den Nefzazoua - Oasen in Suedtunesien. Am Rand des Chott El Jerid stehen, wie soll ich es sagen, Sandkloetze in der Ebene. Zwischen denen liegt ein prima ruhiges Camp (N33°29,141'; E8°39,534'). Weniger romantische Wuestenfahrer werden hier einigermassen beansprucht, Kitsch as Kitsch can. Traumhafte Auf- und Untergaenge von Sonne und (fast Voll-) Mond wechseln sich ab. Ich bin mal auf die Filme gespannt. Wahrscheinlich jede Menge Kuschelrock-Cover. Oder prima Bilder fuer Europe-Cassetten, ne Rudy?


    Jeden Abend geht der afikanische Sternenhimmel an, aber leider ist es nachts noch immer lausig kalt. In Sachen schlafen unter freiem Himmel kann ich mich also noch beherrschen. Friert nicht so viel!

    ZOPFI


26.01.2003 Shit happens!

    Zum ersten Mal auf unserer Reise wird unsere gute Laune ersthaft auf die Probe gestellt. In Douz auf dem Camping Desert Club ist fuer uns Marktbummel und Grossreinemachen angesagt. Lasse gefallen an Douz am besten die hohen Buergersteige, wo er rauf-, runter-, laengs- und sonstwas kraxeln kann. Unterwegs wickelt er einen alten Dattelverkaeufer um den kleinen Finger.

    Mmh lecker Datteln bitte Datteln mehr Datteln, eine noch und noch eine. Auch die Handelsware der Viehhaendler hat es ihm angetan. Auge in Auge versteht er sich prima mit ihr. Moeoeh-Maeaeh-bloek? Maeaeaeh! Mau. Das funktioniert fast so gut wie sein Universalwort MAMHAMPAPADAAUANEE, mit dem er bei uns alles regelt.


    Beim grossen Reinemachen auf dem Camping entscheidet sich Nike, die Stromversorgung zum lang ersehnten Haareschneiden zu nutzen. Vorsicht ist die Mutter der Porzellenkiste. Nicht auszudenken, was passiert, wenn bei einer unterwegs-Feldrasur ploetzlich der Strom zur Neige geht! In der Tat ist bei mehrtaegigen Standzeiten hin und wieder Ebbe im Koffer und wir packen die Zeltlaterne aus. Also Rasierer gepackt, Kahlschlag und zum Schluss die Feinheiten. Tonsur!

    Als sie mit der Hand auf dem Hinterkopf zum Laster kommt, kann ich es nicht glauben. Ich koennte mich wegschmeissen! Hatten wir doch beim letzten Mal schon. Diesmal hilft aber auch kein Iro mehr. Heraus kommt ein ueberaus praktischer 3 mm-Schnitt, der in Arabien leider das Tragen einer Muetze bedeutet. Im Moment nicht soo schlimm, denn die heissen Wuesten Africas lassen noch auf sich warten. Wind und doch arg zurueckhaltende Temperaturen ziehen uns nach Algerien in den Sueden. Ein oder zwei Tage noch, dann liegt Kurs 180° an.


    Vorher aber gabs die erste richtige Scheiss-Aktion. Lasse und ich warten im Laster, waehrend Nike in Kebili ein paar Einkaeufe erledigt. An der Fahrertuer stehen 2 gutgekleidete Burschis, die mir einen Knopp an die Backe labern. Wollen 5 Dinar, weil als ganze Kerle wuerden sie ja Whisky trinken. Ich lache sie aus. Als eine Minna vorbeikommt, sind sie denn auch verschwunden. Lasse hat Hunger und spielt auf dem Beifahrersitz, wie schon tausendmal probiert. Ich bin hinten und suche was zum Essen zusammen. Da sind die Hackfressen wieder da und oeffnen die Beifahrertuer. Lasse faellt koppheister raus. Wenigstens sind sie so helle, noch einen Fuss zu schnappen und so den Aufschlag ein wenig zu bremsen. Als ich Sekundenbruchteile spaeter aus dem Laster hechte, sehe ich meine tollen neuen Freunde, Lasse heulend kopfueber mit einem blutigen Riss unter dem linken Auge. Lange nicht mehr habe ich einen solchen Hass gespuert.

    Jetzt kann ich verstehen, was Blutrache ist. Ich nehme den Kleinen, drehe ihn richtig rum und springe dem Kerl an die Gurgel. Die Sorge um Lasse ueberwiegt. Statt ihn umzubringen, kann ich den Kerl nur wegjagen. Lasse sieht auf den ersten Blick ziemlich Kacke aus. Neben dem Schnitt hat er noch 2 dicke Beulen an der Stirn und am Kopf, ein Veilchen deutet sich an. Er beruhigt sich aber schnell, ist motorisch fit und die Pupillen reagieren normal. Puh, keine Gehirnerschuetterung. Dann bekommt er Nasenbluten, uns rutscht das Herz in die Hose. Zum Glueck ist um die Ecke eine Polyclinic, wo wir seinen Kopf Roentgen koennen. Kein Schaedelbruch, allen ist gut! Das dafuer die letzten Dirhams draufgehen, ist egal. Gluecklich und pleite stehen wir in der Wueste und kochen eine leckere Huenersuppe. Tags drauf ist Lasse schon wieder fit und vergleichsweise wenig gezeichnet. Erzaehlt aber immer wieder von seinem Erlebnis: Duer - Brrm - Aua - Papa.


    Tja, Sebastian, ein gutes Maskottchen gibst Du anscheinend nicht ab! Dich hatten wir vorher in Jemna getroffen und den Nachmittag zusammen am trockenen Brunnen abgehangen. Auch von hier noch mal viel Spass auf dem Endspurt deiner Reise!

    Bis die Tage ZOPFI


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