März 2003



20.03.2003 Tombouctou!!

    Bonjour, Ca va?

    Da sind wir wieder. Agadez und sogar ganz Niger liegen hinter uns. Bei Hama, seiner Familie und seinen Freunden war es sooo schoen, dass wir 6 erholsame Tage geblieben sind. Die anschliessende Fahrt durch den Niger war nett, aber auch schnell vorbei. Super ausgebaute Strasse und sooo viel gab es auf unserer Route nicht zu sehen. Nur die abendliche Schlafplatzsuche war ein wenig abenteuerlich. Der Sahel ist doch um einiges dichter besiedelt als die Wueste. Nun, wer haette das gedacht? Zwischendurch haben wir einen Tag in Niamey verbracht. Gibts doch eine einzige Bank, die Travellercheques eintauscht! Wahnsinn. Wir brauchen aber Sprit und in Mali soll die Situation noch schlechter aussehen. Irgendwie gehts aber immer weiter und mittlerweile sind wir in Gao/Mali gelandet. Die Fahrt entlang des Niger (diesmal gehts nicht um das Land, sondern endlich um den Fluss) auf einer guten Piste ist einmalig schoen.

    Vor allem wieder ein wenig Abwechslung. Wasser, Duenen, Palmen und - recht dicht besiedelt. Oft auf den letzten Druecker finden wir auch hier immer wieder einen Schlafplatz. In Gao dann ein kleiner Zwangsaufenthalt. Sch..., diesmal bei Nike. Sie ist aber auf dem aufsteigenden Ast, so dass wir morgen oder uebermorgen wahrscheinlich in Richtung Timbuktu aufbrechen koennen.


    Langsam wird es heiss hier in Africa. Unsere einzigen beiden Thermometer sind ja bekanntlich die zum Fieber messen. Lange hat es gedauert, bis wir das untere Messbereichsende von 35 Grad erreicht haben. Im Moment, am Nachmittag, liegen wir haarscharf am oberen Ende von 42 Grad. In Zukunft wird unser Elend also nicht mal mehr messbar sein...

    So, noch habe ich keine Ahnung, wie die Internetverbindung in Mali sein wird, deshalb tippe ich lieber nicht allzu viel vor und versuche es loszukriegen.

    PS: Grad sitze ich im Cybercafe und die Verbindung ist mies!


26.03.2003 Tombouctou (2)

    Tombouctou, Stadt in den Duenen. Einst Ziel der Salzkarawanen und der Flusskapitaene, bluehende Handelsstadt. Heute eher abgehalftertes Provinzkaff. Viel gibt es nicht mehr zu sehen und der Gemuese- und Fleischmarkt entlang der offenen Kloake gibt mir beinahe den Rest. Wie koennen die nur so lebensverneinend bloed sein? Trotzdem hat sich der Abstecher gelohnt. Die surreale Anfahrt ueber mehr als 400 km Sandpiste, so einsam wie wir es auf der ganzen Reise noch nicht erlebt haben. In 3 Tagen sehen wir nur einen einzigen Minikonvoi aus 2 Landcruisern. Ankommen in Timbuktu - irres Gefuehl, schwer in Worte zu fassen.


    In der Stadt treffen wir die ersten Weissen seit nunmehr 3 Wochen. Dabei zwei Schweizerinnen, mit denen man sich auf deutsch unterhalten kann. Auch mal wieder schoen. Die Fahrt zurueck in Richtung Mopti ist zwar kuerzer als die Anreise, dennoch genau so beeindruckend. In den riesigen Auen des Niger kann man noch erahnen, wie die Landschaft hier zur Regenzeit aussieht. Befahren kann man die Piste dann nicht mehr.

    Vor uns liegt noch eine Herausforderung, die uns von der Atlantikkueste, Gambia und ein paar erholsamen Tagen in der Haengematte trennt. Die Piste von Bamako/Mali ueber Kita nach Tambacounda/Senegal entlang der Bahnlinie und dem Senegalfluss. Wegen der Bahn kaum mehr befahren, die meisten Fahrzeuge werden verladen. Vor 4 Jahren hatten wir schon einmal vor, die Strecke in der anderen Richtung zu befahren, woraus dann doch nix geworden ist. Jetzt sind wir zuversichtlich und besorgen noch Kohle, Diesel, Wasser und Verpflegung fuer die knapp 900 km lange Fahrt. Nebenbei sinds auch noch 600 km Asphalt bis zum Pistenanfang. Aber so etwas kann uns schon lange nicht mehr schocken. Langsam aber sicher haben wir uns auch akklimatisiert und die 45 Grad am fruehen Nachmittag verlieren ihren Schrecken.

    Mit warmen Gedanken fuer die Daheimgebliebenen
    Lasse, Nike und Zopfi


05.04.2003 Zeitsprung

    Sitzen wir hier frierend, vollgefuttert und leicht angetrunken Far West in Mali. Wie konnte das nun wieder passieren? Bestimmt hat jeder schon einmal Geschichten von Zeitspruengen gehoert, es gibt sie tatsaechlich! Gestern noch im Busch am Ufer des Senegal, die Ohren droehnen vom Rauschen der Wasserfaelle. Heute in einer typisch amerikanischen Vorortsiedlung mit Strassenlaternen, Schwimmbad, Cricketplatz und AirCo aufm Scheisshaus. Und nur, weil wir unterwegs drei Arbeiter der suedafrikanischen Anglogold-Semos-Goldminen getroffen haben. Anscheinend sahen wir soo beduerftig aus, dass sie uns gleich fuer eine Nacht in Ihrem Camp eingeladen haben. Da sind wir nun. Tiefgekuehlt nach einem Spaziergang durch den wohl bestsortierten Supermarkt Malis, pickepacke satt von Steaks 'n Chips, Pizza und Chicken Wings und, wie gesagt, leicht schwurbelig von eiskaltem Castel-Beer.



    Das alles mitten in der Pampa, im hinterletzten Busch, wo wir Loewen, Vogelschwaerme und brutale Hitze erwartet haben. Jetzt mache ich erstmal die Tuer auf, damit wir uns ein wenig aufwaermen koennen...



05.04.2003 Die Coke meines Lebens

    Auf dem langen Weg hierher gabs die Coke meines Lebens. Dafuer muss man Freitags ohne Geld in einer afrikanischen Hauptstadt, diesmal Bamako, stranden. Wobei stranden etwas uebertrieben ist. Den Abend zuvor sind wird vergleichsweise zielstrebig zu einem im Reisefuehrer beschriebenen Campement (Le Cactus) pilotiert und konnten uns im Groben fuer die Weiterfahrt verklaren. Dort trafen wir noch ein mutiges franzoesisches Paerchen und einen arg gebeutelten Hollaender. Der Franzose ist Rolli-Fahrer und krajohlt trotzdem in seinem Automatik-G durch ganz Westafrica. Der Hollaender hat in der letzten Woche eine von einem Asthmaanfall unterbrochene Malaria durchlebt. Schaurig, schaurig. Jedenfalls hatten die Franzosen den Tip, Geld mit der Kreditkarte am Guichet Automatique zu flitschen und eine vage Idee davon, wo in Bamako so



    tolle Sachen moeglich sind. Wir also los. Nur, dass die Bruecke ueber den Niger, die uns direkt in das Geschaeftszentrum Bamakos fuehren sollte, heute gesperrt ist.




    Die Locals sind genau so ueberrascht wie wir, was auf der Umleitung in einem mittelpraechtigen Verkehrsgau endet. Erst mit der Kompressorhupe und einer arg stumpfen Fahrweise kann ich mir ein wenig Respekt verschaffen. Einfach nur 7 to Alteisen reichen unter diesen Bedingungen nicht mehr.

    Vorwaerts, stadteinwarts kommen wir damit noch immer nicht. Also parken wir vor dem Gebaude der Air Afrique und Zopfi los zu Fuss. Erstmal ists heiss, das war nicht anders zu erwarten. Buergersteige gibts auch keine und jeder befahrbare Zentimeter wird eben auch zum Fahren benutzt. Sind es nicht die nervenzerrenden gruenen Sammeltaxis, dann sinds lebensverneinende Mopedfahrer. Froh ueber jede Minute, in der mir niemand in die Haxen gefahren ist, bleibt mir ob des Smogs die Luft weg. Kein Wunder, dass der Hollaender hier seinen Asthmaanfall hatte.

    Das Geschaeftszentrum entpuppt sich als ein ganz normales afrikanisches Marktviertel, nur halt Megacrowded. In der staendigen Angst, mich zu verlaufen, stolpere ich ueber die Bank of Afrika. Da gibts Geld, mit Travellercheques. In der Schlange stehen auch nur 40 Leute...


    Also weiter. Die Kloake ist hier in mehr oder weniger offenen Graeben organisiert. Bloss nicht da reintappen oder gar reinfallen! Der Streetdust ist nicht gerade griffig, klebt nur wie Pattex an den Waden. Zwischendurch finde ich neue Freunde, als ich beim Auto-Anschieben helfe. Geld muss ich auch nicht mehr unbedingt kriegen, aber herauszufinden wo das eventuell spaeter ginge, waere schon schoen.

    Dann klappts. Unscheinbar in einem Kabuff hinter einer Tuer ohne Schild ist der Guichet Automatique. Die Welt spricht VISA, schneller als der EC-Automat im fernen Deutschland.

    Jetzt bloss keinen Fehler und schnurstracks zurueckfinden, eineinhalb Stunden bin ich jetzt unterwegs und kann bald nicht mehr.

    Und da steht dann die rote Bude mit der bekannten Aufschrift. Der nette Mann drinnen trennt sich fuer 200 FCFA von einer eiskalten Coke. Die Erfrischung durch einen schnoeseligen Softdrink ist unbeschreibbar und wahrscheinlich einmalig. Die Coke meines Lebens, eben!

    In diesem Sinne
    Lasse, Nike und Zopfi


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