17.06.2003 | Aus, vorbei! |
Nun aber zu uns Dinos. Ihr macht euch kein Bild davon, wie bekloppt das hier alles ist. Hier stehen so viele Schilder, das wir doch lieber wieder nach Kompass fahren. Hier gibt es so viel zu kaufen, was doch keine Sau braucht. An allem und jedem hat irgendwer einen Besitzanspruch. Keiner hat Zeit. Und wir sollen uns darin integrieren? Noch haben wir keine Ahnung, was die Zukunft bringt. Erstmal brauchten wir jedoch Zeit fuer uns, fuers erste Abschied von Afrika zu nehmen. Der fing schon in Marokko an. Im Sueden war ich noch angenehm ueberrascht. Abgesehen von Quarzazate war bis Tinerhir noch alles so, wie ich es von der letzten Reise vor 7 Jahren in Erinnerung hatte. |
![]() Egal, nach dem Tizi n Test und dem Tizi n Tichka rennen wir zum 3. Mal gegen den hohen Atlas an. Trotz der Sicherheitsbedenken wollen wir ueber Imilchil fahren. Wie schon oefter, kriegen wir immerhin noch einen Teil des legendaeren Abenteuers mit. Ab Tamtatouchte am Ende der Schlucht geht es noch immer auf Piste ueber den 2700 m hohen Pass. Noch immer ist der richtige Einstieg schwierig zu finden und die kleinen Rotzloeffel gehen einem gehoerig auf den Geist. |
Ueberall ist hier zu sehen, wie muehselig der Broterwerb in der Landwirtschaft ist. Maschinen gibt es keine und das Transportmittel ist das Maultier, hin und wieder mit Karren. Die Kinder verdienen mit der Bettelei schnell mehr als der Vater. Kein Wunder, das die Schulen nicht ueberfuellt sind. Irgendwann sind die Kleinen zu alt zum betteln und werden Touristenschlepper, was anderes haben sie nicht gelernt. Die Touristen, die sich ohne Gegenleistung von der vermeintlichen Belaestigung freigekauft haben, haben die Entwicklung zu dieser Situation erst ermoeglicht. Wir sind auch Touristen, scheisse! Am meisten hat mich genervt, dass die Eltern der Kinder am Wegesrand stehen und zusehen, wie sich die Kinder die Haxen brechen. |
Eine kleine Insel finden wir noch am Rand des Rif-Gebirges, wo sich folgende Geschichte zugetragen hat: Der Barbier von Chefchauoen Haett ich mir nicht gedacht, dass ich mir mit sowas die Rosinen verdienen muss. Aber Lasse sah mit seinen langen Haaren, vor allem wenn sie Tage oder Wochen nicht gewaschen waren (kommt vor), schon arg grenzdebil aus. Also denkt sich Nike ein Spiel aus, bei dem man nicht viel den Kopf bewegen muss. Zopfi dann anne Schere. Fluppt, jetzt haben wir ein pfiffig aussehendes Kerlchen, dass sich richtig ueber seine neuen Haare freut. |
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Also legen die klangvollen Bergetappen unsere weitere Route fest und immer mal wieder doedel ich einen von Kaesten rauf. Insgesamt sinds eine Hand voll geworden, auf die ein oder andere Art ist jeder von ihnen etwas Besonderes. Den Anfang macht mit 1209 Hoehenmetern der Col d` Aubisque. Die fuer mich ungewohnte, permanente Steigung ist respekteinfloessend. Ich habe Probleme mit meiner Schraub-Trinkflasche und die Griffgummis sind das Letzte. Der Sattel hat auf der Reise arg gelitten und abwechselnd schlafen mir Haende und Fuesse ein. Der Wiegetritt klappt auch nicht mehr so, wie ich es gerne haette. Durch das Fahren mit Lasse im Kindersitz habe ich es ein wenig verlernt. Ich probiere es trotzdem immer wieder, allein schon, um die Fuesse aufzuwecken. Auf den letzten Kilometern aber hat man einen herrlichen Blick ins Tal und auf die gegenueberliegende Berggruppe. Oben angekommen, ist es klasse. Nach kurzer Pause und mit einem warmen Pulli geht es wieder runter. 21 km Abfahrt. Geilomat und Lust auf mehr. |
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So laeufts also und ich fuehle mich wieder besser. Bisher hat die Steigung oft gewechselt, was mir eigentlich entgegenkam. Jetzt gehts nur noch rauf. 2,5 km vor dem Ziel hoeren die duftenden Kiefern auf und man steht vor einer senkrechten Geroellwand. Oben das nach Mega-Minarett aussehende Observatorium. |
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